Eine Tagung für kritische Geister
Die Veranstaltung vom 28. Januar 2012 stiess auf grosses Interesse und wurde rege besucht. Die Teilnehmer tauschen sich intensiv während und nach den Workshops aus.
Täglich führen uns die Schlagzeilen in den Medien vor Augen, in welche Sackgasse sich die sogenannt freie Wirtschaft verrannt hat. Mit Symptombekämpfung allein ist es nicht mehr getan. Jetzt müssen unsere Ordnungen und Normen grundsätzlich zur Diskussion gestellt werden. Die Tagung unserer Stiftung will Denkanstösse für eine neue Eigentumsordnung vermitteln. Fünf namhafte Referenten präsentierten in Workshops ihre Konzepte und Vorschläge. Und eine grosse Schar offener Menschen trat dazu in einen Dialog.
Peter Sutter, Oberstufenlehrer in Buchs SG, hat ein wichtiges Buch geschrieben: "Zeit für eine andere Welt - Warum der Kapitalismus keine Zukunft hat" lautet sein Titel. Auf mehr als 200 Seiten breitet er eine fundamentalie Kapitalismuskritik aus. Der Autor zeigt auf, welch verheerenden Einfluss die auf unserer Welt anscheinend allein seeligmachende Wirtschaftsordnung auf die Entwicklung der Menschheit hat: Die Gräben zwischen den Ärmsten und den Reichsten werden breiter und tiefer, die Ressourcen von Mensch und Natur werden verschleudert, das Geld fliesst dorthin, wo es keinen Nutzen bringt. Und läuft einmal etwas schief, dann sind noch die Untersten auf der Sozialpyramide daran schuld. Peter Sutter lässt es nicht bei seiner scharfen und mit vielen Zitaten wichtiger Akteure aus den Medien belegten Kritik bewenden. Im letzten Teil des Buches skizziert er eine hoffungsvollere Zukunft. Er ruft alle unverbrauchten und unverbandelten Menschen guten Willens dazu auf, das Gespräch miteinander aufzunehmen um die Ziele einer neuen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ordnung zu formulieren und dann erste Schritte zu unternehmen. Peter Sutter ist - trotz der aktuellen Lage - optimistisch. Die Menschen guten Willens könnten erste Schritte auf einem Dritten Weg gehen, der in eine hoffnungsvollere Zukunft weist. Er soll - so Sutter - sozialverträglich, globalverträglich und zukunftsverträglich sein. Wohltuend an Sutters Werk ist, dass er nicht Sündenböcke für die Misere sucht: Nicht überbordende Banker, gierige Spekulanten oder unfähige Politiker sind das Grundproblem, sondern das System Kapitalismus, in dem wir alle gefangen sind und das einige bis zur Neige auskosten. Das Buch ist allen, die sich auf diesen Dritten Weg machen wollen, wärmstens empfohlen.
Peter Sutter: "Zeit für eine andere Welt. Warum der Kapitalismus keine Zukunft hat". Verlag Books on Demand GmbH, Nordersteedt D, ca. 25 Fr. ISBN: 978-3-842-35998-7
Werner Rosenberger, Gründungsmitglied unserer Stiftung, ist am 23. August 2011 an seinem Alterswohnsitz in Ammerswil AG gestorben. Werner Rosenberger kam schon in jungen Jahren mit der Freiwirtschaft in Kontakt und blieb deren Grundeinsichten ein Leben lang treu. Sein grosses Vorbild war der Zürcher Lehrer, Journalist und spätere Nationalrat Werner Schmid. Bei ihm absolvierte Rosenberger in den Kriegsjahren eines seiner Praktika als Junglehrer. Werner Rosenberger gehörte dem Zürcher Jugendparlament an. Später engagierte er sich im Vorstand der Liberalsozialistischen Partei der Schweiz (LSPS) und leitete - als Lehrer pensioniert - in den 80er- und 90er-Jahren die Inwo International. Rosenberger verfasste verschiedene Schriften zu Geld- und Bodenfragen - so "Boden nutzen statt besitzen" und die "Leitlinien 1986 der LSPS" - ihr letztes Parteiprogramm, von dem der Publizist Hans Tschäni sagte, es biete eine Fülle zukunftsträchtiger Ideen... Rosenberger war ein gefragter Referent und Experte für Baurechtsverträge, die er den Gemeinden wärmstens empfahl. Für das Gedeihen unserer Stiftung setzte er sich seit der Gründung im Jahre 1986 als Stiftungsrat bis ganz zuletzt ein.
Die beiden Bodenrechtsstiftung Belcampo und "NWO - für natürliche Wirtschaftsordnung" sind endlich vereint. Fast auf den Tag genau vier Jahre nach den ersten Kooperationsgesprächen hat die Aufsichtsbehörde für gesamtschweizerisch tätige Stiftungen, das Generalsekretatiat des Eidgenössichen Departementes des Innern (EDI), dem Fusionvertrag und dem neuen Statut vom 26. März dieses Jahres vorbehaltlos zugestimmt. Sobald die Fusion im Handelsregister des Kantons Schwyz eingetragen ist, ist das Fusionsprodukt mit dem Namen NWO-Stiftung Belcampo voll handlungsfähig. Die Fusion erfolgt rückwirkend auf den 1. Januar 2011. Die beiden Stiftungen haben sich zusammengeschlossen, um ihre Zukunft zu sichern und ihre Kräfte zu bündeln. Die neue Stiftung verfügt über ein Vermögen von deutlich über einer Million Franken. Hauptbestandteil sind fünf Grundstücke in Egliswil AG, Hölstein BL, in der Stadt Basel sowie in Osterburken (D). Entsprechend ihrem Credo, wonach der Boden nicht in private Hände gehört und kein Handelsgut sein sollte, vergibt die Stiftung ihre Grundstücke zur langfristigen Nutzung im Baurecht. Sie achtet dabei auf faire Verträge. Die NWO-Stiftung Belcampo will mit ihrer Tätigkeit ein Zeichen für die Gemeinden setzen, für die die Abgabe von Grundstücken im Baurecht statt durch Verkauf langfristig nur Vorteile hat. Die neue Stiftung setzt sich zum Ziel gesetzt, eine dringend gebotene Eigentumsdiskussion in der Schweiz in Gang zu bringen. Dazu veranstaltet sie am 28. Januar 2012 in Bern eine ganztägige Veranstaltung mit namhaften Referenten (siehe Artikel unten).
Die NWO-Stiftung Belcampo lädt Interessierte aus der ganzen Schweiz auf Samstag, 28. Januar 2012 zu einer Eigentumstagung in Bern. Namhafte Referenten aus Wissenschaft und NGOs werden alternative Eigentumskonzeptionen zum heute überbordenden Privateigentum präsentieren und mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutieren. Ziel des Anlasses ist es, die Bodenrechts- und Eigentumsdiskussion, welche in den letzten Jahrzehnten in der Schweiz eingeschlafen ist, wieder anzustossen. Das Datum ist fix. Als Referenten zugesagt haben Dr. Alexander Dill, Institute of Commons and Economics); Philippe Mastronardi (HSG St. Gallen) und Peter Ulrich (ex HSG St.Gallen); Raimund Rodewald (Stiftung für Landschaftsschutz); Udo Herrmannsdorfer (Stiftung Wege zur Qualität), Ernst Waldemar Weber (Autor des Büchleins "Was ist mit unserem Boden?"). Veranstaltungsort und Details zur Anmeldung folgen.
An ihren Versammlungen vom 26. März 2011 haben die Stiftungsräte Belcampo und NWO-Stiftung für natürliche Wirtschaftsordnung nach über zweijähriger Vorarbeit ihre Fusion beschlossen. Diese soll - die Genehmigung durch die Aufsichtsbehörde in Bern vorausgesetzt - rückwirkend auf den 1. Januar 2011 in Kraft treten. Mit der Fusion schliessen sich zwei unabhängig voneinander Mitte der Achtzigerjahre entstandene Organisationen mit weitgehend übereinstimmender Zielsetzung zusammen. Gemeinsam ist ihnen insbesondere der Einsatz für eine neue Eigentumsordnung, welche das Privateigentum auf das beschränkt, was Menschen sich selber erarbeiten können. Ausgeschlossen sollte künftig das Privateigentum an natürlichen Ressourchen wie Boden, Wasser, Luft und Bodenschätzen sein. Zu diesem Zweck soll der Boden mittelfristig in öffentliches Eigentum zurückgeführt und über Nutzungsrechte zum Gebrauch auf Zeit verliehen werden. Im Sinne eines Beispiels vergibt die neue NWO-Siftung Belcampo ihre Grundstücke mittels fairer Baurechtsverträge an ihre Nutzer. Die Einnahmen aus den Nutzungsgebühren verwendet die Stiftung im Sinne ihres Stiftungszwecks. Im Zeitpunkt der Fusion ist die Stiftung Eigentümerin von Grundstücken in Hölstein BL, Egliswil AG, Basel und Osterburken (D). Faktisch ist die bisherige Stiftung Belcampo in die NWO-Stiftung integriert worden. Die bisherigen Stiftungsratsmitglieder von Belcampo wirken im erweiterten neuen Stiftungsrat mit. Er zählt aktuell neun Mitglieder.
Auf den Tag genau an dessen 100. Geburtstag hat die "Basler Zeitung" am 10. Januar dem Stifter unserer NWO-Stiftung einen ganzseitigen Beitrag gewidmet. Paul Gysin (1911-1993), aus einfachen familiären Verhältnissen zum Inhaber und Leiter eines Basler Gewerbebetriebes der Elektrobranche aufgestiegen, hat in jungen Jahren an einem Vortrag des grossen Berners Fritz Schwarz bei den Basler Guttemplern die Freiwirtschaft kennen gelernt. Der junge Mann war sofort Feuer und Flamme. Er leitete die Basler Ortsgruppe der Liberalsozialistischen Partei und wirkte im nationalen Parteivorstand lange Jahre als Kassier. Vor allem aber widmete sich Paul Gysin dem stattlichen freiwirtschaftlichen Schrifttum. Er begann, systematisch freiwirtschaftliche, volkswirtschaftliche und bodenreformerische Literatur zu sammeln. Den Grundstock bildete die Bibliothekt des Balser Architekten und Städtebauers Hans Bernoulli. Im Laufe der Jahrzehnte kamen mehr als 4000 Titel in der Schweizerischen Freiwirtschaftlichen Bibliothekt zusammen, dem Lebenswerk Paul Gysins. 1986 gründete Paul Gysin als Stifter zusammen mit Gesinnungsfeunden die NWO-Stiftung für natürliche Wirtschaftsordnung und übergab ihr seine Bibliothek zur Betreuung. 1988 konnte er als Kassier der Stiftung mit der Bibliothek des Wirtschafswissenschafltichen Zentrums (WWZ) der Uni Basel einen Depositumvertrag abschliessen. Nach Gysins Tod finanzierte seine Stiftung die professionelle Katalogisierung der Bibliothek, deren Kenbestand heute in de WWZ-Bibliothek integriert und elektronisch abrufbar ist. Uni-Bibliothek und Stiftungsrat ergänzen den mit FB gezeichneten Bestand mit aktuellen Neuerscheinungen. Jetzt hat Paul Gysins Werk posthum in der "Basler Zeitung" eine verdiente Ehrung erfahren. Die Stiftung ist - neben der Sorge um die Bibliothek - vor allem bodenrechtlich aktiv. Sie ist Eigentümerin mehrerer Grundstücke, die sie über Baurechtsverträge zur Nutzung abgibt - im Sinne eines Vorbildes für ein gemeinschaftsdiensliches Bodenrecht.
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